2016-04-26

Die neue Museumsstraße

... ist nun fertiggestellt und ist aus Radel-Sicht großer Bockmist. Seht selbst:



Der Schnitt von links nach rechts gestaltet sich wie folgt: Sehr breiter Gehweg, Bäume, Parkstreifen, Fahrstreifen, Fahrstreifen, Parkstreifen, Bäume, extrem breiter Gehweg. Und irgendwo darin sind auch noch die schmalsten Schutzstreifen, die ich je gesehen habe. Ich mache keine Witze; nicht mal für das Fahrrad-Piktogramm ist genug Platz:



War wahrscheinlich nicht einfach, dafür zu sorgen, dass sich die Striche des Piktogramns und des Schutzstreifens nicht überlappen. Ja, es ist einfach nur ein Witz und weckt Erinnerungen an die gewöhnliche Radinfrastruktur in England, die Radelnde eher gefährdet als nützt. Noch besser ist übrigens, dass diese "Schutzstreifen" selbstverständlich in der Türzone der parkenden Autos verlaufen:



Tja, wenn hier ein KFZ neben einem Fahrrad fährt und plötzlich eine Tür aufgeht, ist die Person auf dem Fahrrad danach möglicherweise querschnittsgelähmt.

Schön ist auch das nächste Foto. Fahrrad fahren direkt an der Regenrinne und am Gummideckel:



Ich nehme an, hier wird erwartet, dass Radelnde eigentlich direkt an der Regenrinne fahren sollen. Wie sonst sollen sie sonst mit ihrem Lenker im Schutzstreifen-Bereich bleiben? Und Radelnde mit Kinder-Anhänger sollen mit dem rechten Rad des Anhängers wohl ganz in der Rinne fahren.

Neben bei bemerkt: Im Bild oben ist auch ein anscheinend wieder entferntes, großes Radsymbol in der Fahrstreifenmitte.

Auf der anderen Straßenseite sieht es genauso aus. Hier gibt es allerdings zusätzlich eine Einmündung:



Es wird sich zeigen, ob KFZ hier vor der ersten gestrichelten Linie halten, wenn sie in die Museumsstraße hinein fahren wollen; ich bin da skeptisch.

Weiter die Straße runter befindet sich die Kreuzung mit dem Magnitorwall, die nun so aussieht:



Radelnde sollen von nun an im Bild rechts an den KFZ vorbei. Wollen sie an der Kreuzung geradeaus, wird ihnen von einer Art Schutzstreifen angeboten, dass sie sich zwischen den geradeaus fahrenden KFZ und den Rechtsabbiegern entlang quetschen:



Wahrhaftig verführerisch, insbesondere für zehnjährige Kinder, Senioren und unsichere Radelnde.

Meine Annahme ist, dass in der Museumsstraße Tempo 30 gilt. Dann ist klar, dass die Regelwerke für solche Fälle Mischverkehr vorsehen. Aber warum nicht zusätzlich Radwege ohne Benutzungspflicht bauen? Das Argument "Zu wenig Platz" zieht hier nicht:



Zudem handelt es sich hier um eine wichtige Zubringer-Straße für das zentrale Parkhaus am Schloss. Hier fahren, insbesondere zur Rush Hour, sehr viele KFZ durch. Und Busse verkehren hier auch. Grundstückseinfahrten habe ich nicht in Erinnerung, weswegen auch die einem Radweg nicht im Wege stehen sollten. Warum den Radelnden bei so viel verfügbarem Platz und so starkem Verkehr lediglich einen erbärmlich schmalen Schutzstreifen in der Türzone geben?!

Über die Kreuzung hinüber kommen Radelnde übrigens auch mittels einer Art Schutzstreifen (Bild von der gegenüber liegenden Seite geknipst):



Radelnde können hier nur hoffen, dass auch SUVs und Lieferwagen hier Spurtreue zeigen oder zurückbleiben. Hinter der Kreuzung (in Richtung Georg-Eckert-Straße und dem Schloss) haben Radelnde dann zwei Optionen, wie die Markierung auch anzudeuten versucht:



Eigentlich macht die Markierung keinen Sinn, da auf der Verkehrsinsel im Vordergrund Radelnde laut Verkehrsführung nur in Gegenrichtung unterwegs sein sollten. Aber vielleicht ist mir der Sinn einfach noch nicht klar. In jedem Fall können Radelnde in Richtung Schloss auf der Fahrbahn (ohne Schutzstreifen) fahren oder auf dem Gehweg mit "Fahrräder frei", was dann Schrittgeschwindigkeit bedeutet. Diese Art von "Wahl" habe ich schon sehr häufig gesehen: "Fahr entweder auf der Fahrbahn zusammen mit KFZ, Bussen und LKW oder auf dem Gehweg, aber dann nur mit Schrittgeschwindigkeit". Bienrode zur Rush Hour kann ich zur Anschauung hierzu empfehlen.

Tja, zusammenfassend bleibt da nur zu sagen: So wird das nix mit dem Radverkehr in Braunschweig.

2 Kommentare:

  1. Mit Radwegen und dem was man dafür hält sollte immer schon "Freie Fahrt für freie Bürger" erreicht werden. Der unfreie Rest wird damit haftbar gemacht. Der ADFC macht das, was er machen soll: Radtouren in Feld und Flur. Radwege und das was man dafür hält sind eine Beschränkung des fließenden Verkehrs: http://www.bverwg.de/entscheidungen/entscheidung.php?ent=181110U3C42.09.0. In einer Demokratie werden die Gefährder beschränkt. Wenn also Radfahrende so gefährlich sind, warum steckt man sie zu den besonders gefährdeten Gehenden? Wenn aber die Gefährdeten beschränkt werden, weil nur so ihr Schutz gewährleistet wird, so ist das Schutzhaft. Gefährdern wird so die Gelgenheit genommen über ihr Tun nachzudenken und ihr Verhalten zu ändern. Der Staat sperrt lieber die Gefährdeten ein und lässt die Gefährder ihr Werk tun. Warum? Weil sie es können. Was können wir dagegen tun?

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    1. Naja, der ADFC beeinflusst die Braunschweigerische Verkehrsplanung durchaus und kümmert sich daher sehr wohl um mehr als nur Radtouren. Tatsächlich scheint er sogar mit der neuen Museumsstraße zufrieden zu sein.

      Dass Radwege für Teile der Bevölkerung nach wie vor einfach nur ein Mittel sind, um Radelnde irgendwohin wegzusperren, stimmt. Leider. Dagegen muss angekämpft werden - nicht aber gegen Radwege selbst. Ich persönlich wäre auf der Museumsstraße für eine duale Führung, d. h. so wie jetzt + nicht benutzungspflichtigen Radweg. Auf die Weise können Radelnde radeln, wo sie wollen.

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