In der Braunschweiger Zeitung vom 06.06.2016 ist der Artikel "Eine Stadt in Fahrrad-Laune" erschienen:
Hierin geht es um die Fahrradtage vor dem Schloss und das Sattelfest. Er enthält einen Abschnitt, der mich aufhorchen ließ:
"Aber auch über Probleme auf Braunschweiger Straßen wurde am ADFC-Stand diskutiert. 'Die schmalen Fahrradstreifen und die Verkehrsführung auf der Museumsstraße wurden oft angesprochen", berichtete [der Braunschweiger ADFC-Vorsitzende] Mindermann. Bei vielen seiner Gesprächspartner sei herauszuhören gewesen, 'dass sie das Radfahren auf der Straße als unsicher empfinden.' Dabei, so Mindermann, sei objektiv betrachtet das Radfahren auf den Straßen sicherer als auf kombinierten Rad- und Gehwegen."
Mit "Straße" dürfte hier die Fahrbahn gemeint sein und mit "Fahrradstreifen" Fahrradschutzstreifen.
Über die neue Verkehrsführung in der Museumsstraße hatte ich ja schon
einige (negative) Worte verloren. Dieser Zeitungsartikel bestätigt mich in meiner Auffassung, dass Radverkehrsfördung anders aussehen sollte. Dass die Streifen zu schmal sind, ist offensichtlich. Mir geht es aber um die Frage "Radweg oder Fahrbahn?". Ich bin hier nach wie vor unsicher, wie ich
vor einiger Zeit ja auch schrieb. Inzwischen habe ich so einige unschöne Momente mit KFZ erleben können und habe deswegen hierzu zwei Dinge zu sagen:
1. Ich bezweifle, dass Radfahren auf Radwegen objektiv unsicherer ist als auf der Fahrbahn. Dieses Argument wird häufig hervorgebracht, insbesondere vom ADFC und den Grünen. Es gibt hierzu auch wissenschaftliche Untersuchungen. Soweit mir bekannt, haben diese aber lediglich herausgefunden, dass das Radfahren auf Radwegen
älteren Standards unsicherer ist als auf der Fahrbahn. Wenn ich mir bspw. die neuen Radwege an der Hamburger Straße anschaue, die nach aktuellem Standard angelegt wurden, scheint mir dort die Konfliktgefahr an Einmündungen und Einfahrten kaum noch vorhanden zu sein:
Ich könnte mich in dieser Frage irren, denn bislang habe ich noch keine Untersuchungsergebnisse zu modernen Radwegen in Deutschland gesehen. Möglicherweise könnten entsprechende Untersuchungen zu Radwegen in den Niederlanden und Dänemark hier auch interessant sein, aber:
2. Selbst wenn das Radfahren auf der Fahrbahn immer objektiv sicherer wäre, wäre es mir, salopp ausgedrückt, wumpe. Ich möchte nicht mit KFZ um meinen Platz kämpfen. Ich möchte nicht direkt neben LKWs und Bussen fahren. Ich möchte nicht hoffen, dass mir das röhrende Auto, dass hinter mir anrollt, rechtzeitig abbremst, dann genug Abstand zu mir hält, dann nur dort überholt, wo ein genügender Seitenabstand zu mir eingehalten werden kann und nur, wenn aufgrund z. B. parkender KFZ oder Gegenverkehrs dieser Abstand auch tatsächlich eingehalten werden kann. Ich möchte nicht hoffen müssen, dass das Auto dann den erforderlichen Seitenabstand auch wirklich einhält und es mir nicht "eine Lektion erteilen" will. Ich habe auch keine Lust darauf, dass es mich nach dem Überholen schneidet. Sorry, meine Erfahrung mit KFZ ist leider so wie sie ist. Jeden Tag. Zwei mal bereits haben diese Erfahrungen dazu geführt, dass ich auf den betroffenen Abschnitten nicht mehr bzw. nur noch sehr ungern auf der Fahrbahn fahre. Mein Arbeitsweg ist total entspannt - bis auf die Fahrbahnabschnitte. Und wenn ich darüber nachdenke, dass auch zehnjährige Kinder laut StVO bereits auf der Fahrbahn fahren müssen, falls kein Radweg oder für Radelnde freigegebener Gehweg als Alternative vorhanden ist, krümmt sich mir der Magen.
Es war richtig, gegen die Benutzungspflicht von Radwegen vorzugehen. Und es ist gut, wenn die Radelnden, die es wollen und sich zutrauen, auf der Fahrbahn fahren können. Aber es muss Alternativen geben. Nicht in Form von Schrittgeschwindigkeit auf freigegebenen Gegwegen, sondern in Form von ordentlich angelegten Radwegen mit ordentlich gestalteten Kreuzungen und Grundstückseinfahrten.